Erste-Hilfe-Kurs am besonderen Kind in Ovelgönne

Der Bundesverband hat es für seine Mitglieder möglich gemacht, an einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen zu können. Am 2. und 3. und am 9. und 10. November 2013 verwandelte sich die Seevilla Marian in Ovelgönne in ein Seminarhaus der besonderen Art.

Torsten Renken, Dozent für präklinische Notfallmedizin, unterrichtete an zwei Wochenenden im November zum Thema „Kindernotfälle“. Er ist einer der wenigen Dozenten, die sich an das Thema „besondere Kinder“ heranwagen, und wohl der einzige in Niedersachsen, der Erste-Hilfe-Kurse für Bewohner von Behinderten-Einrichtungen und Besuchern von Werkstätten anbietet.

Die Inhalte des Seminars orientierten sich einerseits an den Vorgaben für Erste-Hilfe-Kurse an Kindern allgemein, andererseits konnten wir aber auch Wünsche äußern, welche Themen wir gerne zusätzlich angesprochen haben wollten. So wurden zum einen die üblichen Themen behandelt wie Schnittwundenversorgung, Verbrennungen und Verbrühungen, Herz-Lungen-Wiederbelebung (geübt wurde an einer Erwachsenen- und einer Babypuppe) und die stabile Seitenlage.

Beim "Erste-Hilfe-Kurs am besonderen Kind" stand auch Herz-Lungen-Wiederbelebung an der Babypuppe auf dem Programm. (Foto: BbP)
Beim „Erste-Hilfe-Kurs am besonderen Kind“ stand auch Herz-Lungen-Wiederbelebung an der Babypuppe auf dem Programm. (Foto: BbP)

Bei den besonderen Wünschen wurden z.B. verschiedene Epilepsie-Formen, besondere Maßnahmen am tracheotomierten Kind, Berücksichtigung einer PEG-/PEJ-Versorgung oder verschiedene Verabreichungsmöglichkeiten von Medikamenten behandelt. Es gab auch einige neue Themen wie die Anwendung eines mobilen Defibrillators.

Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse in der Notfallbehandlung bei Herz-Kreislaufstillstand. Wir lernten, dass jetzt bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung dreißig Herzmassagen und zwei Atemstöße bei Babys, Kindern und Erwachsenen gleichermaßen angewendet werden. Neu war für die meisten von uns auch, dass bei Fieber jetzt sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden sollten, da es sich doch als schädlicher für den Körper herausgestellt hat als bisher angenommen. Wir erfuhren außerdem, dass manche Medikamente mittlerweile als Nasensprays verabreicht werden können (z.B. Asthmamedikamente oder auch einige Epilepsie-Medikamente).

Herr Renken gab uns eine Liste mit Empfehlungen für einen Notfallrucksack, die man so in keinem Erste-Hilfe-Koffer finden würde, die aber in einer entsprechenden Situation sehr hilfreich wären, wie z.B. eine Zeckenkarte oder eine Splitterpinzette mit Lupe, ein Dreiecktuch, das schon zu einem Ring gedreht wurde (sehr praktisch zum Tragen einer gehbehinderten Person), und eine Signal-Pfeife. Er riet uns, eine gute Schere dabei zu haben, mit der man notfalls auch dickere Kleidung aufschneiden könnte, und bei den Pflasterrollen statt der üblichen braunen Pflaster lieber die weißen zu nehmen (haben meist ein ‘Silk’ mit im Namen), da diese besser kleben und hypoallergen sind.

Wir konnten jederzeit Fragen stellen, die Herr Renken uns dann kompetent und meist an Beispielen gut verständlich beantwortet hat. Trotz der ernsthaften Themen ging es an den Wochenenden locker und entspannt zu. Das lag nicht zuletzt auch an der hervorragenden Verpflegung – wenn es zum Frühstück frische Brötchen gibt und am Sonntag hartgekochte Eier, dann kann der Tag nur noch gut werden. An dieser Stelle ein Riesen-Lob an das Team der Seevilla, das wirklich keine Kosten und Mühen gescheut hat und mit Obst, Schokolade und Gummibären auf dem Tisch für durchweg gute Laune gesorgt hat.

Spannend war auch, dass wir die Nächte in einem der Themenzimmer verbringen konnten. Ich habe im Korallenriff übernachtet und dabei das erste Mal in einem Pflegebett geschlafen – wenn man schon mal die Möglichkeit zur Selbsterfahrung hat…

Der einzige Wermutstropfen an den beiden Wochenenden war die Teilnehmerzahl. Während sich am ersten Wochenende (2. bis 3. November) noch zwölf TeilnehmerInnen anleiten ließen, waren es am zweiten (9. bis 10. November) nur sechs. Dabei konnte der Bundesverband aufgrund der Selbsthilfeförderung des AOK-Bundesverbandes den Kurs kostenlos anbieten – die Teilnahme am Kurs, die Kinderbetreuung, die Übernachtung und die tolle Verpflegung. Und genauso wichtig war die Möglichkeit zum Austausch.

Ich hoffe, dass der Bundesverband trotzdem solche Kurse auch in Zukunft anbieten wird, denn mir persönlich hat er nicht nur als (hoffentlich bald) zukünftige Pflegemutter viel gebracht, sondern auch für meine Arbeit als Heilpädagogin in der mobilen Frühförderung. Die gut 300 Kilometer pro Strecke haben sich für mich auf jeden Fall gelohnt.

Ein herzlicher Dank geht an den AOK-Bundesverband für die finanzielle Unterstützung. (Ute Glauning)

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