„Ich möchte für mein Kind eine Pflegefamilie – was kann ich tun?“

BbP erweitert sein Beratungsangebot um Selbsthilfe für Geburtsfamilien, die darüber nachdenken, ihr Kind mit Behinderung auf eigenen Wunsch in Obhut zu geben

Papenburg. Eltern, die für ihr Kind mit Behinderung – aus welchen Gründen auch immer – eine Pflege- oder Adoptivfamilie suchen, finden beim Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V. (BbP) ein neues Beratungsangebot: Eine Mutter, die genau diesen Weg gegangen ist, steht für persönlichen Austausch per Telefon oder E-Mail bereit. Wer dieses kostenlose und ehrenamtliche Angebot in Anspruch nehmen möchte, meldet sich – auf Wunsch auch anonym – in der BbP-Geschäftsstelle und erhält dann von der Beraterin Antwort oder einen Terminvorschlag.

Das Angebot startet ab sofort und richtet sich in erster Linie an zwei Zielgruppen: Eltern eines Kindes mit Behinderung, die mit dem Gedanken spielen, dass ihr Kind in eine Pflege- oder Adoptivfamilie soll, sowie Eltern, die während der Schwangerschaft bereits für ihr Kind eine Diagnose erhalten haben und einen „Plan B“ in der Fremdunterbringung sehen.

Darüber hinaus eröffnet das neue Angebot auch eine Austauschmöglichkeit für Eltern, deren Kinder bereits gewollt und freiwillig in einer Pflegefamilie leben. Hierfür ist ein regelmäßiger digitaler Austausch geplant. Eltern, deren Kinder infolge einer Inobhutnahme durch das Jugendamt in eine Pflegefamilie gekommen sind, sind nicht Zielgruppe dieses Angebots.

Die Vorsitzende des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V., Kerstin Held, sagt dazu: „In den letzten Monaten haben wir beim BbP immer mehr Anfragen genau dieser Art erhalten. Immer mehr Eltern wissen um diese Alternative zu einer Heimunterbringung und wünschen sich für ihr Kind eine Familie, die sie selbst aus unterschiedlichsten Gründen nicht sein können.

Die Zugänge sind bisher jedoch katastrophal und verhindern diesen Weg, schon bevor er betreten wurde. Jugendämter fühlen sich nicht zuständig und die Eingliederungshilfe verweist an die Jugendhilfe. Dabei geht es nicht um Hilfe zu Erziehung. Es geht um Teilhabe und Pflege. Um gesundheitsbezogene Bedarfe und um das eigene Vermögen, ein Kind mit Behinderung versorgen zu wollen und zu können.

Der BbP erweitert in diesem Punkt seine Hilfe zur Selbsthilfe und bietet an, für Geburtsfamilien dieser Kinder Ansprechpartner zu sein. Bis die Jugendhilfe vor Ort Strukturen etabliert hat, wird noch viel Zeit vergehen. Kinder mit Behinderung dürfen nicht länger vorrangig in vollstationären Wohnangeboten untergebracht werden, nur weil diese Systeme ausreichend etabliert sind.

Es wird ein langer Weg zur Selbstverständlichkeit. Der BbP geht diesen Weg mit seinen Familien, denn unsere Kinder haben niemals zwei Familien. Aus Sicht der Kinder ist es fast immer eine, ganz gleich, wie sie entstanden ist und aus wem sie besteht. Familie ist ein Gefühl.“

Über den Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V.

Der Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V. (BbP) ist eine Selbsthilfevereinigung von Pflege- und Adoptiveltern, die sich für Pflege- und Adoptivkinder mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen engagieren. Er wurde 1983 gegründet und vertritt bundesweit mehr als 600 Familien mit über 1.200 Pflegekindern. Zentrales Anliegen ist die Vermittlungshilfe von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in Pflegefamilien. Nach der UN-Behindertenrechtskonvention hat jedes Kind das Recht, in einer Familie aufzuwachsen. Der BbP ist als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt und vertritt die Interessen behinderter Pflegekinder und ihrer Pflegeeltern auch im politischen, sozialrechtlichen und gesellschaftlichen Bereich.

Kontakt:
Rita Leser, Sonja Kappelt
04961 665241, info@bbpflegekinder.de

Hier gibt’s die Pressemitteilung als PDF [660 KB]

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